Lass deine Seele sprechen

 

 

Jedes Lied ist schön und seelenvoll,

wenn es mit Liebe gesungen wird.

Daß Singen gesund ist, und gesund macht,

ist lange bewiesen, Singen hilft auch Ängste abbauen und macht glücklich

 


Musik & Psychologische Betreuung

 

Arbeitsfelder der Musikalische Betreuung sind Bereiche wie

 

  • Sonder- und Heilpädagogik

  • Schwer- und mehrfachbehinderten Menschen

  • Entwicklungsverzögerten bzw. –gestörten Kindern

  • Altenpflegeheimen und in der Gerontopsychiatrie

  • Musikschulen, Schulen und Familienbildungsstätten

Die Musikinstrumente, mit denen der jenige musikalisch improvisiert, geben ihm neben dem Gespräch eine weitere Möglichkeit des Ausdrucks.

Die Auswahl des Instruments bzw. der Instrumente wird meist auf die konkrete Situation abgestimmt, das heisst, sie steht im engen Zusammenhang zu aktuellen Themen und Situation .

Jede wählt selbst die Instrumente aus, die/er spielen möchte,  dafür stehen ihm eine Reihe von leicht spielbaren Instrumenten zur Verfügung, die unterschiedliche musikalische und emotionale Bereiche repräsentieren.

Eine musikalische bzw. instrumentale Vorbildung ist nicht erforderlich, da keinerlei Ansprüche an Fähigkeiten oder Virtuosität gestellt werden, weil durch das Mitspielen wird die Gestaltung der Betreuender gleitzeitig unterstützt.

Die musikalische Kommunikation während die Sitzung ist der Ausgangspunkt der Beratung, wobei sie meist im dem Gesprächsaustausch steht.

Eine aktive Musikalischer Prozess macht sich in die kommunikative Seite der Musik und ihre Ausdrucksmöglichkeiten zunutze.

Neben der Improvisation gibt es weitere aktive Formen, die genutzt werden wie das Singen von Liedern, z.B. in der Arbeit mit alten Menschen, das Song-Writing mit Jugendlichen, Formen der Bandarbeit oder Übergänge zwischen Musik und freiem Spiel mit Kinder, eine aktive Musikstunde kann mit Bewegung oder mit Gestaltung (Kunst) verknüpft sein.

 

Wie Musik Gefühle hervorruft

 Musik kann uns froh machen, aber auch zu Tränen rühren

 

1. Einfach bewerten: Angenehm oder unangenehm?

Musik kann uns Freude machen, sie kann aber auch zu negativen Gefühlen führen, zum Beispiel, wenn der Nachbar spät in der Nacht die Lautsprecher aufdreht. Manche dieser positiven oder negativen Emotionen entstehen durch einfache Bewertungsprozesse.

Ob wir Musik als angenehm oder unangenehm empfinden, hängt wesentlich von unseren Bedürfnissen und Zielen ab. Positiv bewerten wir Musik, wenn sie uns hilft, ein Ziel zu erreichen, zum Beispiel, morgens munter zu werden. Das gefällt uns und ist angenehm. Verhindert Musik dagegen, dass wir ein Ziel erreichen, fühlen wir uns gestört selbst wenn wir die Musik eigentlich mögen. Zum Beispiel, wenn wir wegen der lauten Musik des Nachbarn nachts nicht schlafen können. Musik kann also willkommen oder nicht willkommen sein. Je nach momentaner Stimmung und Situation bewerten wir sie positiv oder negativ und haben entsprechend positive oder negative Gefühle.

 

2. Musik steckt emotional an

Musik kann emotional anstecken. Wenn wir ein fröhliches Stück hören, beginnen wir zu lächeln, oft ohne es selbst zu merken. Mit Mess-Elektroden kann man jedoch sichtbar machen, dass sich die Aktivität unserer Gesichtsmuskulatur ganz leicht ändert.

Wenn sich die Aktivität unserer Muskulatur ändert, wandelt sich auch unser Gefühl. Denn wir nutzen solche körperlichen Informationen, um einzuschätzen, wie es uns gerade geht. Aus dem Ausdruck unseres Gesichts leiten wir also unseren emotionalen Zustand ab. Wer mehrere Minuten lang traurig guckt, fühlt sich trauriger, wer mehrere Minuten lang fröhlich guckt, wird fröhlicher. Der Ausdruck unseres Gesichts beeinflusst sogar Herzschlag, Atmung und die Aktivität vieler anderer Organe des Körpers. Fröhliche Musik kann uns auf diese Weise froh und munter machen.

 

3. Erinnerte Gefühle

Viele Menschen hören bewusst gelegentlich Musik, die sie an bestimmte Ereignisse in ihrem Leben erinnert, auch um die Emotionen, die mit diesem Ereignis verbunden sind, zu erleben. Vielleicht kennen auch Sie Musik, die bei Ihnen allein deshalb eine besondere Stimmung auslöst, weil sie mit einem emotional bedeutsamen Ereignis ihres Lebens verknüpft ist.

Dieser Effekt entsteht, weil Sie diese Musik zusammen mit dem besonderen Lebensereignis und den begleitenden Gefühlen im Gedächtnis abgespeichert haben. Die Musik kann deshalb später Ihre emotionale Erinnerung aktivieren. Der britische Psychologe John Booth Davies hat dieses Prinzip als "Darling, they are playing our tune"-Phänomen bezeichnet.

 

4. Erfüllt oder getäuscht? Die Rolle unserer Erwartungen

Wenn wir Musik hören, erstellt unser Gehirn ständig Vorhersagen und Erwartungen darüber, wie die Musik wahrscheinlich weitergehen wird. Dies betrifft die Melodie, das Tempo, den Takt, den Rhythmus, die Klangfarbe, die Lautstärke und die Harmonien eines Stückes. Wir mögen es, wenn unsere Erwartungen erfüllt werden. Wir mögen aber auch, wenn davon abgewichen wird.

Wenn wir zum Beispiel in einem Musikstück plötzlich einen unerwarteten Akkord hören, registriert dies unser Gehirn und aktiviert emotionale Reaktionen, die wir meist als „Überraschung“ und als „Spannung“ empfinden. Das macht sich auch körperlich bemerkbar, zum Beispiel dadurch, dass auf unseren Handflächen für einen Augenblick mehr Schweiß produziert wird. Diese Veränderung kann man messen, selbst bei Nichtmusikern und sogar bei denjenigen, die sich selber für ganz unmusikalisch halten.

Meine ehemalige Arbeitsgruppe am Max Planck Institut in Leipzig konnte zeigen, dass diese Reaktion sogar bei Hörern auftritt, die sich gar nicht bewusst sind, dass und wann sich die Musik verändert, zum Beispiel von einer Tonart in die andere gewechselt hat. Wir haben also, ob es uns bewusst ist oder nicht, ein Wissen über die Regeln in Musik, die wir häufig hören. Und dieses Wissen prägt unsere Erwartungen.

Wenn unsere Erwartungen beim Hören einer Harmoniefolge durch einen „falschen“ Akkord an der Nase herumgeführt wurde, zum Beispiel bei einem musikalischen Trugschluss, wissen wir daher auch, dass die Musik hier nicht aufhören wird, sondern dass bald eine Auflösung kommen wird. Dies finden wir spannend. Kommt die Auflösung dann, zum Beispiel am Ende der Akkordfolge, empfinden wir sie als entspannend und angenehm.

 

5. Erfinden macht Spaß

Musik macht uns erfinderisch: Wenn wir zum Beispiel mitpfeifen oder mitsingen, komponieren und improvisieren wir, erfinden also Musik. Wenn wir tanzen, erfinden wir die Art und Weise, wie wir uns bewegen. Das tut auch der Dirigent, während er dirigiert. Es ist spannend für uns, Dinge zu erfinden und zu erfahren, ob sie funktionieren. Erfinderisch zu sein macht unseren Gehirnen Spaß und hilft uns, zu wachsen und uns zu entwickeln. Deswegen ist es auch wichtig, dass bereits Kinder ausreichend Gelegenheit haben, Musik zu machen.

 

6. Sinnsuche: Die Lust am Verstehen

Unser Gehirn ist ein stetiger Sinnsucher und hat ein natürliches Bedürfnis danach, die Welt um uns herum und in uns zu verstehen. Deshalb erleben wir positive Gefühle, wenn wir Musik verstehen, zum Beispiel die Logik einer musikalischen Struktur. Im vorher erwähnten Beispiel mit der „falschen“ Akkordfolge begreifen wir die musikalische Struktur erst am Ende. "Aha!", sagen wir und erfassen, was der Komponist gemeint hat. Verstehen können wir auch andere Aspekte in der Musik, zum Beispiel die Botschaften, Bedeutungen oder Emotionen, die eine Musik ausdrücken soll. Solches Verstehen empfinden wir als belohnend - es macht uns Spaß.

 

7. Musik schafft Gemeinschaft

Musik kann auf eine besonders leichte und natürliche Weise Gemeinschaft zwischen Menschen stiften. Wenn dies gelingt, kann es zu emotionalen Erlebnissen führen, die wir als besonders berührend und besonders tief empfinden.

 

Musik schafft Gemeinschaft

Warum ist das so? Dafür gibt es mehrere Gründe.

  • Menschen brauchen Kontakte zu anderen Menschen, sonst werden sie krank und unglücklich. Vereinsamte Menschen sind zum Beispiel öfter krank sind und sterben früher. Das belegen zum Beispiel Studien des amerikanischen Psychologen John T. Cacioppo. Musik bringt Menschen in Kontakt zueinander, vor allem, wenn sie gemeinsam Musik machen oder zu ihr tanzen.

  • Schon als kleines Kind entwickeln wir die Fähigkeit und das Interesse daran, herauszufinden, was andere Menschen möchten, denken und glauben. Man nennt dies "soziale Kognition". Meine Kollegen und ich haben experimentell gezeigt, dass die Strukturen im Gehirn, die in diese Prozesse involviert sind, automatisch aktiv werden, wenn wir Musik hören. Musikhören trainiert also unsere Fähigkeit, uns in andere Menschen so hineinzuversetzen, dass wir ahnen, was sie denken.

  • Beim Musikmachen und teilweise auch beim Hören von Musik gleichen sich die Stimmungen der Beteiligten einander an. War vorher vielleicht einer ärgerlich, eine andere traurig und eine Dritte machte sich Sorgen, fühlen sich beim Musikmachen alle zum Beispiel eher fröhlich. Musik fördert also auch unsere Fähigkeit zu spüren, wie andere Menschen sich fühlen. Dieser Effekt kann soziale Konflikte reduzieren helfen.

  • Musik kann Botschaften mitteilen, über sie können sich Menschen ausdrücken, und durch das Hören von Musik kann man sich verstanden fühlen. Musik bedeutet also Kommunikation. Meine Arbeitsgruppe hat in zahlreichen Studien gezeigt, dass das Gehirn Musik ähnlich wie Sprache verarbeitet.

  • Nicht nur beim Musikmachen oder Tanzen, sondern auch beim Arbeiten führt Musik dazu, dass Menschen ihre Bewegungen koordinieren. Das mögen wir Menschen.

  • Es macht uns auch Spaß, miteinander zu kooperieren. Hirnforscher wie der amerikanische Anthropologe James K. Rilling konnten zeigen, dass dabei unsere Belohnungssysteme im Gehirn aktiv werden, zum Beispiel, indem sie Botenstoffe wie Dopamin ausschütten. Und wer gemeinsam Musik macht, kooperiert, sonst würde die Musik nicht richtig klingen. Übrigens werden die gleichen Belohnungssysteme auch aktiv, wenn wir Musik hören, die wir als angenehm empfinden. Musik belohnt also doppelt.

    Der Belohnungseffekt von Musik ist auch ein wichtiger Wirkfaktor der Musiktherapie. Denn indem die Musik Belohnungssysteme und die entsprechenden Botenstoffe aktiviert, kann sie Patienten helfen, die an Störungen dieser Systeme leiden, zum Beispiel bei Parkinson oder Depression.

  • Schließlich führt das soziale Miteinander beim Musikhören, Musikmachen und Tanzen auch zu einem stärkerem sozialen Zusammenhalt in einer Gruppe. Kindergruppen wachsen zum Beispiel mit Kinder- und Spiellieder enger zusammen. Auch Erwachsene können beim gemeinsamen Musikhören, Musikmachen und Tanzen bis ins höchste Alter Emotionen erleben, die sie als „berührt sein“ oder als „bewegt sein“ beschreiben. In der Musiktherapie kann das vor allem Patienten mit affektiven Störungen helfen, deren emotionales Erleben gestört ist, zum Beispiel bei Depression oder der posttraumatischen Belastungsstörung.

         Dr. Stefan Koelsch